01.12.2020

Jetzt sprechen Design-Talente: So geht innovative Nachhaltigkeit

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Die ISPO Academy Masterclass bringt Design-Talente aus aller Welt in Workshops zusammen. ISPO.com hat mit Teilnehmern über ihre Ansätze zu einer nachhaltigen Zukunft in der Sport- und Outdoor-Branche gesprochen.

Designerin Ellen Judith Müller ist eine der Workshop-Teilnehmerinnen der ISPO Academy Masterclass.

Seit dem erfolgreichen Start der ISPO Academy Masterclass auf der ISPO Munich 2016 hat sich das Workshop-Projekt als zukunftsorientierte Brücke zwischen kreativen Köpfen, Sportindustrie und Handel bewährt. Bisher fanden sechs Workshops statt, mit 138 TeilnehmerInnen aus 18 Ländern.

Im Mittelpunkt der Masterclass Workshops stand 2019 und 2020 die Frage: Welche zukunftsfähigen Lösungsansätze an der Schnittstelle von Mode, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zeigen junge DesignerInnen der Sportbranche auf? ISPO.com hat mit Workshop-TeilnehmerInnen beider Jahre über ihre Ansätze in Sachen Nachhaltigkeit gesprochen.

Stärkerer Fokus auf Nachhaltigkeit bei Design-Talenten

Für Designerin Livia Honus (30 Jahre), ist das Thema Nachhaltigkeit schon jetzt für Brancheneinsteiger unabdingbar: „Ich persönlich glaube, dass nachhaltig zu denken und zu designen eine Schlüsselqualifikation der DesignerInnen von morgen sein muss. Also muss es fester Bestandteil der Ausbildung sein.“

Das sei laut Workshop-Teilnehmern zwar inzwischen immer häufiger der Fall. So sagt etwa Nicole Kaminska (24) aus Polen: „Ich und viele andere Studenten erstellen unsere Prototypen inzwischen digital, um Textilien und Muster-Schneidepapier zu sparen.“  

Doch während der Ausbildung sei auch immer wieder die verschwenderische Seite der Branche zu sehen. „In acht Jahren Design-Studium habe ich gewaltige Verschwendung von Stoffen gesehen. Immer wieder landeten Materialien in Design-Studios und Fabriken im Müll, und das in den verschiedensten Ländern“, bemängelt etwa Mei Sze Tsang (26) aus Hongkong.

Livia Honus
Bildcredit:
Kristine Kicigina

Nachhaltigkeit bedeutet mehr als Öko-Materialien

Für sie sei es daher zwingend notwendig, dass neben den verwendeten Materialien auch der Produktionsprozess im Streben nach mehr Nachhaltigkeit mehr Aufmerksamkeit benötigt: „Wenn ein Stoff aus upgecycelten Plastikflaschen besteht, aber bei der Produktion toxische Gase freigesetzt werden und hohe Wassermengen benötigt werden, ist dieses Produkt dann wirklich noch nachhaltig?“

Noch viel zu häufig sind diese Prozesse für die Kundschaft nicht erkennbar. „Nachhaltig zu leben und zu konsumieren ist heutzutage leider oft noch anstrengend“, findet Ellen Judith Müller (28): „Vor allem, wenn das Thema Nachhaltigkeit nicht nur auf die Textil- und Bekleidungsindustrie projiziert wird. Viel eigene Recherche ist notwendig, um wahrhaftig nachhaltige Produkte zu identifizieren. Ich würde mir wünschen, dass wir als Gesellschaft eines Tages an den Punkt kommen, an dem Nachhaltigkeit keine Anstrengung mehr ist, sondern eine Selbstverständlichkeit.“

Nicole Kaminska und Mei Sze Tsang
Bildcredit:
Nicole Kaminska/Mei Sze Tsang

High-Performance-Produkte als Gradmesser

Bei allen Nachhaltigkeitsbemühungen in der Sport- und Outdoor-Branche lohnt sich laut Adam Clausen (23) aus den USA allerdings auch immer der Blick auf innovative Produkte, die auf dem ersten Blick alles andere als nachhaltig sind: „Ich würde keine Mainstream-Textilien kaufen, aber Innovationen, die in Sachen Performance oder Haltbarkeit weit überlegen sind, sollten wir immer im Auge haben, auch wenn sie keine Verbindung mit Nachhaltigkeit haben. Schließlich sind sie der Gradmesser für zukünftige nachhaltige Textilien. Ohne sie wären wir mit dem zufrieden, was wir haben. Sie geben uns Ziele vor, auf die wir nachhaltig hinarbeiten können.“

Auf dem aktuellen Outdoor-Markt überzeugt die Workshop-TeilnehmerInnen vor allem Patagonia in Sachen Nachhaltigkeit. „Ich glaube, sie sind leidenschaftlich daran interessiert, gute Sportbekleidungsdesigns mit modernsten nachhaltigen Technologien und Textilien herzustellen. Um zu vermeiden, dass ihre Produkte auf einer Deponie oder in einer Müllverbrennungsanlage landen, bieten sie Rücknahme- und Reparaturdienste an, bei denen die Kunden ihrem geliebten, abgenutzten Patagonia-Stück ein zweites Leben schenken können. Ein gut durchdachtes System, das die Nachhaltigkeits-Interaktionen zwischen Marke und Kundschaft erhöht, ist wirklich mächtig, So wird Nachhaltigkeit als Gemeinschaft geschaffen.“

Adam Clausen
Bildcredit:
Kristine Kicigina

Patagonia und Fjällräven als Beispiele für Nachhaltigkeit

Ähnlich sieht es Päivi Ahola (47) aus Finnland: “Wenn ich eine Marke nennen sollte, wäre Patagonia mein erster Gedanke. Aber auch Fjällräven, das für einige seiner Kleidungsstücke Bienenwachs zur Veredelung verwendet. “

Doch egal welche Marke, letztlich sei das gemeinsame Ziel der Sport- und Outdoor-Branche doch, wie Livia Honus feststellt, „dass Sportswear so nachhaltig wird, dass auch die Generationen nach uns noch stylisch gekleidet draußen in der Natur Sport machen können.“

Mit innovativen Aufgabenstellungen rund um die genannten Themen war die ISPO Academy Masterclass in mehrfacher Hinsicht dem Mainstream der Branche jeweils weit voraus. Das spiegelt das große Interesse führender BranchenvertreterInnen an den Messeauftritten bei der ISPO Munich 2019, der OutDoor by ISPO 2019 und der ISPO Munich 2020 mit jeweils über 100 hochkarätigen BesucherInnen aus aller Welt.

Päivi Ahola
Bildcredit:
Tina Honka